WOHIN
Ich bin eine eigentlich-in-Berlin-lebende Autorin und Copywriter*in mit Auswanderungsphantasien- und Versuchen, die mich zwischen Neukölln und Neuseeland pendeln lassen. Mit neuseeländischem Mann und halbneuseeländischem Kind nehme ich euch in diesem Blog mit auf die Reise.

Zwölf: Sommer, Winter, Heizung, Heimat.
Was mir im herbstlichen Dunedin auffällt: Üppige grüne Wiesen, die Sonne scheint fast jeden Tag, der Klee wächst und mittendrin herbstliche Fliegenpilze. Es ist so grün, es ist, als hätte es keinen Sommer gegeben. Alles grünt und sprießt. Auch ohne Rasensprenger.
Elf: Nagetiere, Polyester und DM-Vermissung
“Die süße Igelfamilie im Feuerholz war leider ein Trugschluss – tatsächlich knarzt und scharrt und buddelt es unterm Dach und in den Wänden. Am lautesten in Hemis Zimmer auf Kopfhöhe neben dem Bett. Ich habe Angst, dass sich da was durch die Pappwand buddelt und wir transferieren das schlafende Kind jeden Abend gegen neun ins andere Schlafzimmer.”

Zehn: Herbsthäuser
“…Denke nach über kommen und bleiben und gehen und dass Bis bald eine Ewigkeit bedeuten kann.”

Neun: Kleines Spinnen-Spezial
“Letzte Nacht im Kinderbett: Es ist drei Uhr, sagt mein Telefon. Da sitzt was auf dem Teppich neben dem Bett, sagt die Taschenlampe meines Telefons, mit der ich das Thermometer anleuchte.”

Acht: Igelparty am Kompost und ein Toter im Vorgarten
“Butterwaffel musste ich neulich nachts um vier Uhr machen, als es arschkalt war. Nachts ging es draußen runter auf 5 Grad. Im Schlafzimmer drinnen ging es runter auf 13 Grad. In der Küche auf geschätzte 10. Die Butter war steinhart. Butterwaffel machen eine Herausforderung. Ich habe gelernt, wie man den Kamin anschmeißt und bekam einen Vorgeschmack auf den Winter. Angst.”

Sieben: Thank you, driver und Heimweh-Herz
Nachdem Tom gestern Abend wieder aufgewacht ist, habe ich ihn angemotzt, dann habe ich angefangen zu weinen. Erst auf dem Klo, heimlich, dann im Wohnzimmer, auf dem neuen Sofa. Rotz und Wasser. So schlimm wie man weint, wenn man eingebrochenes Herz hat. Ich habe aber kein gebrochenes Herz, ich habe ein Heimweh-Herz.

Sechs: Ein Tier Spezial und Mandarinen mit weichem R.
“Kyra schickt Fotos von Berliner Müllbergen auf ihrem Weg zur Kita und mein Heimweh wird kleiner. Im Gegensatz zu drinnen ist in Neuseeland draußen alles aufgeräumt. Nirgendwo liegt Müll rum, die zahlreichen Parkanlagen sehen aus wie mit der Nagelschere geschnitten. Außerdem kann man ständig auf irgendwelche „Bush Walks“ abbiegen und steht im neuseeländischem (Regen)Wald. Das Kind liebt diese Tree Tunnel. Nachrichten aus Europa machen das Heimweh noch kleiner. Im Tree Tunnel blende ich den Rest der Welt aus.”

Fünf: Stadtstrand-Seelöwen, Delphine und Dänemark.
Neuseeland ist nicht tropisch. Ich glaube, viele Deutsche denken das. Oder nur ich dachte das. Besonders weit weg ist gleich besonders tropisch. Neuseeland ist aber auch irgendwie ein bisschen wie Hamburg und Dänemark und Schottland. Eher Nordsee als Südsee. Mit Delphinen.

Vier: Strände, Spinnen und Bungalows
Das Kind hat so einen Spaß hier, dass ich Weihnachten angefangen habe zu weinen. Nicht aus Freude, sondern aus Sorge: Ich kann hier nie wieder weg. Aber warum auch? Lebensqualität im Gegensatz zu Neukölln: 12 von 10.

Drei: Die Laune steigt, ordentlich Wildlife und ein Haus.
Gestern gesehen, wie ein Seelöwen-Bulle einen anderen Seelöwen-Bullen verkloppt hat. Danach hat er ihn ins Wasser gejagt (Sind die schnell!) und da gabs nochmal ne Packung. Der Wellenreiter, mitten drin im Seelöwen-Tumult, kam zum Glück ohne Zwischenfälle an Land.

Zwei: Heimweh, Linksverkehr und Grufties, die in Kirchen wohnen.
Gestern 11 Grad, heute 11 Grad. Im neuseeländischen Sommer auf der Südinsel ist die Antarktis halt um die Ecke. Es stürmt. Und regnet. Auf meinen Kopf und in mich hinein und durch mich hindurch.
Eins: Von Neukölln nach Neuseeland.
In einer Woche gehts los. Ich habe ein Wimmelbuch über Flugzeuge fürs Kind gekauft, Birgit schickt mir ein Rezept für Lorazepam und die easy Apotheke in den Neukölln Arkaden hat nur 50iger Packungen. Ich verspreche Birgit keine Benzo Abhängigkeit zu entwickeln.